Dieser Abschnitt beschreibt, wie Sie mit FreeBSD-Gateways ein Virtual-Private-Network (VPN) einrichten. Als Beispiel wird ein VPN zwischen zwei Netzen verwendet, die über das Internet miteinander verbunden sind.
Dieser Abschnitt zeigt Ihnen, wie Sie IPsec einrichten. Um IPsec einzurichten, sollten Sie einen neuen Kernel bauen können (siehe Kapitel 9).
IPsec ist ein Protokoll, das auf dem Internet-Protokoll (IP) aufbaut. Mit IPsec können mehrere Systeme geschützt miteinander kommunizieren. Das in FreeBSD realisierte IPsec-Protokoll baut auf der KAME-Implementierung auf und unterstützt sowohl IPv4 als auch IPv6.
IPsec besteht wiederum aus zwei Protokollen:
Encapsulated Security Payload (ESP) verschlüsselt IP-Pakete mit einem symmetrischen Verfahren (beispielsweise Blowfish oder 3DES). Damit werden die Pakete vor Manipulationen Dritter geschützt.
Der Authentication Header (AH) enthät eine kryptographische Prüfsumme, die sicher stellt, dass ein IP-Paket nicht verändert wurde. Der Authentication-Header folgt nach dem normalen IP-Header und erlaubt dem Empfänger eines IP-Paketes, dessen Integrität zu prüfen.
ESP und AH können, je nach Situation, zusammen oder einzeln verwendet werden.
IPsec kann in zwei Modi betrieben werden: Der Transport-Modus verschlüsselt die Daten zwischen zwei Systemen. Der Tunnel-Modus verbindet zwei Subnetze miteinander. Durch einen Tunnel können dann beispielsweise verschlüsselte Daten übertragen werden. Ein Tunnel wird auch als Virtual-Private-Network (VPN) bezeichnet. Detaillierte Informationen über das IPsec-Subsystem von FreeBSD enthält die Hilfeseite ipsec(4).
Die folgenden Optionen in der Kernelkonfiguration aktivieren IPsec:
options IPSEC #IP security device crypto
Wenn Sie zur Fehlersuche im IPsec-Subsystem Unterstützung wünschen, sollten Sie die folgende Option ebenfalls aktivieren:
options IPSEC_DEBUG #debug for IP security
Es gibt keinen Standard, der festlegt, was ein Virtual-Private-Network ist. VPNs können mit verschiedenen Techniken, die jeweils eigene Vor- und Nachteile besitzen, implementiert werden. Dieser Abschnitt stellt eine Möglichkeit vor, ein VPN aufzubauen.
Dieses Szenario hat die folgenden Vorausetzungen:
Es müssen zwei Netzwerke vorhanden sein.
Beide Netzwerke müssen intern IP benutzen.
Beide Netzwerke sind über ein FreeBSD-Gateway mit dem Internet verbunden.
Der Gateway jedes Netzwerks besitzt mindestens eine öffentliche IP-Adresse.
Die intern verwendeten IP-Adressen können private oder öffentliche Adressen sein. Sie dürfen sich nicht überlappen; zum Beispiel: nicht beide sollten 192.168.1.x benutzen.
Als erstes muss security/ipsec-tools aus der Ports-Sammlung installiert werden. Dieses Softwarepaket Dritter enthält einige Anwendungen, die ihnen bei der Konfiguration von IPsec helfen.
Als nächstes müssen zwei gif(4)-Pseudogeräte angelegt werden, um die Pakete zu tunneln und dafür zu sorgen, dass beide Netzwerke richtig miteinander kommunizieren können. Geben Sie als Benutzer root die folgenden Befehle ein: Austausch der internen und externen Werte durch die realen internen und externen Gateways:
# ifconfig gif0 create
# ifconfig gif0 internal1 internal2
# ifconfig gif0 tunnel external1 external2
Beispiel: Die öffentliche IP-Adresse des Firmennetzwerkes (LAN) ist: 172.16.5.4 mit einer internen IP-Adresse von 10.246.38.1. Das Heimnetzwerk (LAN) hat die öffentliche IP-Adresse 192.168.1.12 mit der internen privaten IP-Adresse 10.0.0.5.
Dies mag verwirrend erscheinen, schauen Sie sich deshalb das folgende Beispiel aus dem ifconfig(8)-Befehl an:
Gateway 1: gif0: flags=8051 mtu 1280 tunnel inet 172.16.5.4 --> 192.168.1.12 inet6 fe80::2e0:81ff:fe02:5881%gif0 prefixlen 64 scopeid 0x6 inet 10.246.38.1 --> 10.0.0.5 netmask 0xffffff00 Gateway 2: gif0: flags=8051 mtu 1280 tunnel inet 192.168.1.12 --> 172.16.5.4 inet 10.0.0.5 --> 10.246.38.1 netmask 0xffffff00 inet6 fe80::250:bfff:fe3a:c1f%gif0 prefixlen 64 scopeid 0x4
Wenn Sie fertig sind, sollten beide privaten IPs mit dem ping(8) Befehl, wie die folgende Darstellung zeigt, erreichbar sein:
priv-net# ping 10.0.0.5 PING 10.0.0.5 (10.0.0.5): 56 data bytes 64 bytes from 10.0.0.5: icmp_seq=0 ttl=64 time=42.786 ms 64 bytes from 10.0.0.5: icmp_seq=1 ttl=64 time=19.255 ms 64 bytes from 10.0.0.5: icmp_seq=2 ttl=64 time=20.440 ms 64 bytes from 10.0.0.5: icmp_seq=3 ttl=64 time=21.036 ms --- 10.0.0.5 ping statistics --- 4 packets transmitted, 4 packets received, 0% packet loss round-trip min/avg/max/stddev = 19.255/25.879/42.786/9.782 ms corp-net# ping 10.246.38.1 PING 10.246.38.1 (10.246.38.1): 56 data bytes 64 bytes from 10.246.38.1: icmp_seq=0 ttl=64 time=28.106 ms 64 bytes from 10.246.38.1: icmp_seq=1 ttl=64 time=42.917 ms 64 bytes from 10.246.38.1: icmp_seq=2 ttl=64 time=127.525 ms 64 bytes from 10.246.38.1: icmp_seq=3 ttl=64 time=119.896 ms 64 bytes from 10.246.38.1: icmp_seq=4 ttl=64 time=154.524 ms --- 10.246.38.1 ping statistics --- 5 packets transmitted, 5 packets received, 0% packet loss round-trip min/avg/max/stddev = 28.106/94.594/154.524/49.814 ms
Wie erwartet, können nun beiden Seiten ICMP-Pakete von ihren privaten Adressen senden und empfangen. Als nächstes müssen beide Gateways so konfiguriert werden, dass sie die Pakete des anderen Netzwerkes richtig routen. Mit dem folgenden Befehl erreicht man das Ziel:
# corp-net# route add 10.0.0.0 10.0.0.5 255.255.255.0
# corp-net# route add net 10.0.0.0: gateway 10.0.0.5
# priv-net# route add 10.246.38.0 10.246.38.1 255.255.255.0
# priv-net# route add host 10.246.38.0: gateway 10.246.38.1
Ab jetzt sollten die Rechner von den Gateways sowie von den Rechnern hinter den Gateways erreichbar sein. Dies wird an dem folgendem Beispiel deutlich:
corp-net# ping 10.0.0.8 PING 10.0.0.8 (10.0.0.8): 56 data bytes 64 bytes from 10.0.0.8: icmp_seq=0 ttl=63 time=92.391 ms 64 bytes from 10.0.0.8: icmp_seq=1 ttl=63 time=21.870 ms 64 bytes from 10.0.0.8: icmp_seq=2 ttl=63 time=198.022 ms 64 bytes from 10.0.0.8: icmp_seq=3 ttl=63 time=22.241 ms 64 bytes from 10.0.0.8: icmp_seq=4 ttl=63 time=174.705 ms --- 10.0.0.8 ping statistics --- 5 packets transmitted, 5 packets received, 0% packet loss round-trip min/avg/max/stddev = 21.870/101.846/198.022/74.001 ms priv-net# ping 10.246.38.107 PING 10.246.38.1 (10.246.38.107): 56 data bytes 64 bytes from 10.246.38.107: icmp_seq=0 ttl=64 time=53.491 ms 64 bytes from 10.246.38.107: icmp_seq=1 ttl=64 time=23.395 ms 64 bytes from 10.246.38.107: icmp_seq=2 ttl=64 time=23.865 ms 64 bytes from 10.246.38.107: icmp_seq=3 ttl=64 time=21.145 ms 64 bytes from 10.246.38.107: icmp_seq=4 ttl=64 time=36.708 ms --- 10.246.38.107 ping statistics --- 5 packets transmitted, 5 packets received, 0% packet loss round-trip min/avg/max/stddev = 21.145/31.721/53.491/12.179 ms
Das Konfigurieren der Tunnel ist der einfache Teil. Die Konfiguration einer sicheren Verbindung geht sehr viel mehr in die Tiefe. Die folgende Konfiguration benutzt pre-shared (PSK) RSA-Schlüssel. Abgesehen von den IP-Adressen, sind beide /usr/local/etc/racoon/racoon.conf identisch und sehen ähnlich aus wie:
path pre_shared_key "/usr/local/etc/racoon/psk.txt"; #location of pre-shared key file log debug; #log verbosity setting: set to 'notify' when testing and debugging is complete padding # options are not to be changed { maximum_length 20; randomize off; strict_check off; exclusive_tail off; } timer # timing options. change as needed { counter 5; interval 20 sec; persend 1; # natt_keepalive 15 sec; phase1 30 sec; phase2 15 sec; } listen # address [port] that racoon will listening on { isakmp 172.16.5.4 [500]; isakmp_natt 172.16.5.4 [4500]; } remote 192.168.1.12 [500] { exchange_mode main,aggressive; doi ipsec_doi; situation identity_only; my_identifier address 172.16.5.4; peers_identifier address 192.168.1.12; lifetime time 8 hour; passive off; proposal_check obey; # nat_traversal off; generate_policy off; proposal { encryption_algorithm blowfish; hash_algorithm md5; authentication_method pre_shared_key; lifetime time 30 sec; dh_group 1; } } sainfo (address 10.246.38.0/24 any address 10.0.0.0/24 any) # address $network/$netmask $type address $network/$netmask $type ( $type being any or esp) { # $network must be the two internal networks you are joining. pfs_group 1; lifetime time 36000 sec; encryption_algorithm blowfish,3des,des; authentication_algorithm hmac_md5,hmac_sha1; compression_algorithm deflate; }
Die Erklärung einer jeden verfügbaren Option würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Es gibt sehr viele relevante Informationen in der racoon-Konfigurationsanleitung.
Die SPD-Methoden müssn noch konfiguriert werden so dass, FreeBSD und racoon in der Lage sind den Netzwerkverkehr zwischen den Hosts zu ver- und entschlüsseln.
Dies wird durch ein einfaches Shellscript ähnlich wie das folgende, das auf dem Firmennetzwerk-Gateway liegt, ausgeführt. Diese Datei wird während der Systeminitialisierung ausgeführt und sollte unter /usr/local/etc/racoon/setkey.conf abgespeichert werden.
flush; spdflush; # To the home network spdadd 10.246.38.0/24 10.0.0.0/24 any -P out ipsec esp/tunnel/172.16.5.4-192.168.1.12/use; spdadd 10.0.0.0/24 10.246.38.0/24 any -P in ipsec esp/tunnel/192.168.1.12-172.16.5.4/use;
Einmal abgespeichert, kann racoon durch das folgende Kommando auf beiden Gateways gestartet werden:
# /usr/local/sbin/racoon -F -f /usr/local/etc/racoon/racoon.conf -l /var/log/racoon.log
Die Ausgabe sollte so ähnlich aussehen:
corp-net# /usr/local/sbin/racoon -F -f /usr/local/etc/racoon/racoon.conf Foreground mode. 2006-01-30 01:35:47: INFO: begin Identity Protection mode. 2006-01-30 01:35:48: INFO: received Vendor ID: KAME/racoon 2006-01-30 01:35:55: INFO: received Vendor ID: KAME/racoon 2006-01-30 01:36:04: INFO: ISAKMP-SA established 172.16.5.4[500]-192.168.1.12[500] spi:623b9b3bd2492452:7deab82d54ff704a 2006-01-30 01:36:05: INFO: initiate new phase 2 negotiation: 172.16.5.4[0]192.168.1.12[0] 2006-01-30 01:36:09: INFO: IPsec-SA established: ESP/Tunnel 192.168.1.12[0]->172.16.5.4[0] spi=28496098(0x1b2d0e2) 2006-01-30 01:36:09: INFO: IPsec-SA established: ESP/Tunnel 172.16.5.4[0]->192.168.1.12[0] spi=47784998(0x2d92426) 2006-01-30 01:36:13: INFO: respond new phase 2 negotiation: 172.16.5.4[0]192.168.1.12[0] 2006-01-30 01:36:18: INFO: IPsec-SA established: ESP/Tunnel 192.168.1.12[0]->172.16.5.4[0] spi=124397467(0x76a279b) 2006-01-30 01:36:18: INFO: IPsec-SA established: ESP/Tunnel 172.16.5.4[0]->192.168.1.12[0] spi=175852902(0xa7b4d66)
Um sicherzustellen, dass der Tunnel richtig funktioniert, wechseln Sie auf eine andere Konsole und benutzen Sie tcpdump(1) mit dem folgenden Befehl, um sich den Netzwerkverkehr anzusehen. Tauschen Sie em0 durch die richtige Netzwerkkarte aus.
# tcpdump -i em0 host 172.16.5.4 and dst 192.168.1.12
Die Ausgabe der Konsole sollte dem hier ähneln. Wenn nicht, gibt es ein Problem und ein Debuggen der ausgegebenen Daten ist notwendig.
01:47:32.021683 IP corporatenetwork.com > 192.168.1.12.privatenetwork.com: ESP(spi=0x02acbf9f,seq=0xa) 01:47:33.022442 IP corporatenetwork.com > 192.168.1.12.privatenetwork.com: ESP(spi=0x02acbf9f,seq=0xb) 01:47:34.024218 IP corporatenetwork.com > 192.168.1.12.privatenetwork.com: ESP(spi=0x02acbf9f,seq=0xc)
An diesem Punkt sollten beide Netzwerke verfügbar sein und den Anschein haben, dass sie zum selben Netzwerk gehören. Meistens sind beide Netzwerke durch eine Firewall geschützt. Um den Netzwerkverkehr zwischen den beiden Netzwerken zu erlauben, ist es notwendig Regeln zu erstellen. Für die ipfw(8) Firewall fügen Sie folgende Zeilen in ihre Firewall-Konfigurationsdatei ein:
ipfw add 00201 allow log esp from any to any ipfw add 00202 allow log ah from any to any ipfw add 00203 allow log ipencap from any to any ipfw add 00204 allow log udp from any 500 to any
Anmerkung: Die Regelnummern müssen eventuell, je nach ihrer Hostkonfiguration, angepasst werden.
Für Benutzer der pf(4)- oder ipf(8)-Firewall sollte folgendes funktionieren:
pass in quick proto esp from any to any pass in quick proto ah from any to any pass in quick proto ipencap from any to any pass in quick proto udp from any port = 500 to any port = 500 pass in quick on gif0 from any to any pass out quick proto esp from any to any pass out quick proto ah from any to any pass out quick proto ipencap from any to any pass out quick proto udp from any port = 500 to any port = 500 pass out quick on gif0 from any to any
Zum Ende, um dem Computer den Start vom VPN während der Systeminitialisierung zu erlauben, fügen Sie folgende Zeilen in ihre /etc/rc.conf: ein
ipsec_enable="YES" ipsec_program="/usr/local/sbin/setkey" ipsec_file="/usr/local/etc/racoon/setkey.conf" # allows setting up spd policies on boot racoon_enable="yes"
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